Es war eine schlichte und würdige Feier in St. Petri. Mit Psalmen und Gebet, Stille und Musik hat ein ökumenisches Erinnern an den Pogrom, die gewalttätigen Übergriffe an Juden in Deutschland vom 9. November 1938 gedacht.

In der von den Nazis verharmlosend genannten „Reichskristallnacht“ wurden auch in Dortmund jüdische Wohnungen verwüstet, Mobiliar zerschlagen, Geschäfte geplündert, Menschen misshandelt und inhaftiert.
Hieran zu gedenken sei wichtig, um die Opfer zu ehren, so Pfarrerin Barbara von Bremen in ihrer Begrüßung. Es helfe, Wunden zu heilen, und setze ein Zeichen gegen Verfolgung und Misshandlung von Menschen anderen Glaubens und anderer Herkunft. Pfarrerin von Bremen richtete auch kritische Worte an ihre eigene Kirche, denn das „Schweigen und Mittun der christlichen Kirchen“ hätte einen tiefen Riss in ihrer Glaubwürdigkeit hinterlassen. Sie erinnerte daran, dass vor einem Jahr die Rechtsextremisten im Dortmunder Rat angefragt hatten, wie viele Juden in Dortmund leben. „Sie haben damit Leben und Existenz unserer jüdischen Mitbürger in Frage gestellt.“
Am Beispiel der Familie Rosenthal aus Dorstfeld berichteten Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs der Martin-Luther-King-Gesamtschule über den Leidensweg Dortmunder Jüdinnen und Juden. Rosalie Rosenthal war mit 88 Jahren die älteste Dortmunder Bürgerin, die der Shoa zum Opfer fiel. Im Sommer 1942 wurde sie zusammen mit ihren Brüdern in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Vorgegaukelt, sie kämen in eine ordentliche Unterkunft, stets verpflegt und medizinisch versorgt, erwartete sie das Grauen in einem Vorhof zur Hölle. Rosalie und einer ihrer Brüder überlebten nur kurze Zeit, der zweite Bruder wurde im Vernichtungslager Auschwitz vergast.

Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-King-Gesamtschule in Dorstfeld erinnerten an das Schicksal der Familie Rosenthal. Foto: Stephan Schütze
Besonders beeindruckend: Im Zentrum der Kirche war ein Gedenkweg gelegt mit den Namen der mehr als 300 Dortmunder Bürgerinnen und Bürger, die nach Theresienstadt deportiert wurden. Im stillen Gedenken gab es die Möglichkeit, Kerzen für die von den Nazis Ermordeten anzuzünden.
Für die einfühlsame musikalische Begleitung sorgten Christiane Conrad (Cello) und Ludwig Kaiser (Orgel).
Bereits zum 17. Mal hatte die Stadtkirche St. Petri gemeinsam mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen zu dem Gedenken eingeladen.


Von Uwe Bitzel : Bericht für Homepage Ev. Kirchenkreis Dortmund und UNSERE KIRCHE

Foto: Stephan Schütze

Lesetipp: Rolf Fischer, Verfolgung und Vernichtung, Die Dortmunder Opfer der Shoah, Essen 2015, 39,95 Euro